Montag, 7. November 2011
Zeitraum Dez. 2010
Ende November, Anfang Dezember war ich in der Lage (ein kurzfristige Stimmungs-"hoch") und gleichzeitig auch gezwungen (Meine Frau hatte mich schon einige Male angesprochen), mich zu erklären. Es hat dann doch noch fast eine Woche gebraucht, bis ich Ihr eröffnen konnte, das ich wohl depressiv sein (von einem vorherigen Burnout und den viele anderen Dingen wusste ich zu der Zeit nichts oder hatte sie verdrängt, bis auf den Tinnitus, der sich natürlich immer dann meldete, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen konnte). Die Suizid-Versuche habe ich nur ganz am Rande angesprochen, wohl wissend, das dies bei genauerer Betrachtung, eigentlich Gründe für eine Einlieferung in eine Klinik wären.
Ihre Reaktion war die einzig richtige, sofort ein Termin beim Hausarzt, um eine erste Diagnose zu stellen, und weitere Maßnahmen einzuleiten.
So ging ich denn tatsächlich Anfang Dezember zum Hausarzt, ein sehr ruhiger, gescheiter und lebenserfahrener Mensch.
Nachdem ich ihm meine Probleme schilderte, und er einige Fragen gestellt hatte, diagnostizierte er nach ca. 1/2 Stunde eine schwere Depression, und beriet mich bzgl. eines Facharztes. Da nach seiner Meinung eine Dringlichkeit vorlag, und die Terminlage bei guten Fachärzten im Bereich psychiatrische Behandlung eng ist, haben wir noch aus dem Behandlungszimmer heraus einen Facharzt meiner Wahl angerufen, und ich habe einen Termin Mitte Dezember bekommen.
Da ich immer noch weiter arbeiten ging, habe ich den Termin dann verschoben, da mir ein eigentlich unwichtiger geschäftlicher Termin "dazwischen" kam. Natürlich hätte ich den Facharzt-Termin wahrnehmen müssen, aber wieder einmal schlugen Prokrastination und Panikattacke zu. Der Termin wurde auf Anfang Januar 2011 verschoben. Wenige Tage später erhielt ich einen Brief der Krankenversicherung, da ich versäumt hatte, mehrere Beiträge zu bezahlen, wurde der Vertrag gekündigt, ich hatte keine Krankenversicherung (KV) mehr. Eine Mitversicherung bei meiner Frau war nicht möglich, da sie selbst freiwillig versichert war.
Eine weitere Stufe des Abstiegs war erreicht, und was tat ich. Mit idiotischer Detail-Analyse wusste ich sofort, das bei einem Notfall, der Notarzt ja auch ohne KV käme. Mir kam gar nicht der Gedanke, dass ich nun keine Hilfe von Außen mehr bekäme, um die Ursache meiner Probleme zu lösen. Was dies bei der Familie auslöste, habe ich auch nicht auf- und wahrgenommen. Die machte sich natürlich Sorgen, was wohl weiter geschehe, und wie man mir nun helfen könne. Ich war stattdessen mit Weihnachtsvorbereitungen und scheinbar gelassenem "in den Tag leben" beschäftigt.

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Zeitraum Okt./Nov. 2010
So wie in Herberts Lied - Flugzeuge im Bauch,

"Du hast'n Schatten im Blick, dein Lachen ist gemalt.
Deine Gedanken sind nicht mehr bei mir;
Streichelst mich mechanisch, völlig steril.
Eiskalte Hand, mir graut vor dir!"

graut es mir heute vor mir selbst. Ich fuhr immer noch in's Büro. Mechanisch, wie ein Roboter. Meist habe ich den ganzen Tag nur rumgesessen, nichts Produktives getan, mir selbst beim verleben der Zeit zugeschaut.
Es ist unglaublich, wie man als depressiver Mensch eine Lust (es befriedigt nicht wirklich, aber dennoch kann man sich nicht lösen), an der eigenen Unzulänglichkeit entwickelt. Man muss ja jetzt nichts tun, man wird ja bald etwas tun, es wird sich bald doch noch alles zum Guten wenden, usw. usw.
In Wahrheit, ist man überhaupt nicht mehr in der Lage wirklich etwas zu tun. Das perfide an Depression ist, das sie das Gehirn befällt, aber die kognitiven Fähigkeiten überhaupt nicht einschränkt!
Man kann also weiterhin problemlos Rechenaufgaben lösen, oder technische Detailprobleme klären.
Man schafft es aber nicht, die eigenen Probleme mit der Familie oder Partner zu klären bzw. überhaupt erst einmal zu besprechen.
Es geht soweit, das man noch nicht einmal daran denkt, das andere an den eigenen Problemen interesse haben könnten, oder das man merkt, dass die eigenen Probleme auch die der ganzen Familie sind.
Das wäre jetzt der aller späteste Moment, wo Hilfe einsetzen müsste, jetzt ist es nicht mehr weit bis zu einem Suizid, Selbstmordgedanken hat man in dieser Phase bereits mehrere gehabt.

Physisch waren ein Tinnitus seit Ende 2007, extreme Schlafstörungen und Ruhelosigkeit zu verzeichnen. Die Schlafstörungen waren derart, das ich eigentlich im Bett überhaupt nicht mehr schlafen konnte, da der Tinnitus dort den Einschlaf-Prozess völlig blockiert. Ich schlief vor dem Fernseher oder vor dem PC ein, was zu Schlafphasen von ca. 3-4 Stunden führte.

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