Donnerstag, 10. November 2011
Zeitraum Februar 2011
An diesen Zeitraum habe ich fast überhaupt keine Erinnerung mehr. Ich muss verschieden Zeiträume erst wieder erarbeiten, indem ich mit verschiedene Leuten aus meinem Umfeld spreche und hinterfrage was alles passiert ist. Ich bekomme grob den "üblichen" Tagesablauf zusammen. Schlafen ab ca. 2-3 Uhr, manchmal sogar noch später, oft auf der Couch vor dem laufenden Fernseher. Gegen 6.30 aufwachen und eMails checken am PC (warum eigentlich, ich schreibe ja fast keine?), danach Frühstück. Wenn möglich wenigstens eine Aufgabe des Riesenberges erledigen, oft ist noch nicht einmal das möglich. Das führt dann wieder zu massiven Selbstvorwürfen, oder auch zu massivem Verdrängungsprozess. Prokrastination war mein zweiter Vorname. Körperhygiene? Minimalst (Mir graut vor mir selber, wenn ich daran denke!). Alle Denkprozesse waren um die Depression herum angelegt. Mit feinen Antennen wurde von mir vergessen Grußformeln oder kleinste Zurückweisungen aufgenommen oder Gesten falsch interpretiert. Gesprochen habe ich kaum, wenn dann völlig belangloses Zeug.

Gespräch mit der Familie wurden zunehmend unfruchtbar und auch undurchführbar. Jede Frage löste zuerst einen minutenlangen Denkvorgang aus, indem ich offensichtlich zuerst den Sinn der Frage und Ihre Bedeutung erfassen musste. Selbst höchst emotional, habe ich versucht möglichst unemotional zu reagieren, das hat aber eine normale Kommunikation mit mir fast unmöglich gemacht. Man muss sich das in etwa so vorstellen, als wäre ich auf dem Merkur gestanden, zu dem Radiowellen ca. 5 Minuten brauchen. Ein Astronaut dort, würde als einen Frage erst 5 Minuten später hören, als sie von der Erde losgeschickt wurde. Meine Antworten kamen auch sehr zeitverzögert.
Was für einen Belastung für die Angehörigen!
Ich kann mich an dieser Stelle nur entschuldigen. Mir ist auch klar, da ich krank war und noch immer bin, dennoch tut es mir aus heutiger Sicht sehr Leid, das die Familie dies miterleben musste!

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