Dienstag, 27. Dezember 2011
Erster Rückschlag!
3193e42, 22:50h
Heute hatte ich den ersten depressiven Rückfall. Über Nacht hat sich eine depressive Stimmung aufgebaut, die den ganzen Tag über angehalten hat. Erst am Abend, war ich in der Lage, das zu überwinden, und bin jetzt dabei, den Vorfall zu dokumentieren und zu verstehen. In wieweit mich das zukünftig vor weiteren Dingen dieser Art schützt weiß ich nicht, aber ich weiß, ich muss mich damit beschäftigen, ich will wissen, was passiert ist.
Gestern war mein 2ter Tag zuhause, nachdem meine Frau ja vorher die Beziehung beendet hatte, und wir dann glücklicherweise wieder zusammen gefunden haben. Wie ich in dem letzten Beitrag geschrieben habe, war und bin ich eigentlich super glücklich, denn die Beziehung kann neu wachsen. Alles OK?! Scheinbar nicht, lest selbst!
Gestern war der Tag, an dem unsere ältere Tochter mit Mann auch zu unserer kleinen Feierertagsrunde dazugekommen ist. Bei der schönen und lustigen Feier, zusammen mit der Oma, waren also 3 Generationen glücklich vereint. Wir hatten eine tollen 2ten Feiertag mit viel Spaß und Geselligkeit, Harmonie und Liebe, tollem Essen und sehr ausgesuchten persönlichen (und überhaupt nicht teuren) Geschenken!
Ich bin erst spät zu Bett, weil ich nicht müde war. Erst gegen 3 Uhr und habe bis 11:15 fest geschlafen. Nachdem ich aufgewacht war, hatte sich etwas verändert.
Ich fühlte mich unwohl, und war nicht gut "drauf". Mehrere Gedanken schwirrten in meinem Kopf, "was will Sie denn mit Dir", "Sie hat dich ja sowieso schon aus Ihrem Leben entfernt" etc.
Festgemacht habe ich das an dem tatsächlichen fehlen von "Lebenszeichen" von mir im gesamten Haus. Im lauf der letzten Monate (nicht erst seit ich ausgezogen bin), wurden "meine" Dinge zu Seite oder weggeräumt. Im Moment erinnert nichts an die Tatsache, das ich einmal in diesem Haus gelebt habe.
Außerdem hat meine Frau bisher noch nichts dazu gesagt, wie Sie sich die Beziehung weiter vorstellt. Ich bin also weiterhin "nur auf Urlaub" hier. Das kann man auch an solchen (bedeutsamen) Kleinigkeiten ablesen, dass JEDER einen Schlüssel zum Haus hat, außer mir. Ich hatte meinen Schlüssel absichtlich abgegeben, als ich ausgezogen bin, um meiner Frau zusätzliche Sicherheit zu geben. Ich könnte nicht einfach bei Tag oder Nacht in Das Haus kommen. Das war zu Ihrem Schutz gedacht, das es sich "gegen" mich richten könnte, habe ich nicht angenommen.
Im Netz gibt es eine Seite meiner Frau mit einem Bild, "meine Familie", auf dem ich nicht zu sehen bin.
Mein Unterbewusstsein, hat das ganz zielgerichtet aufgenommen, und daraus auf eine Trennung ("abservieren" stand hier vorher, das war aber nicht richtig, entstand aus dem ersten Stress, den ich mit der Situation hatte) geschlossen. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Habe den Tag über viel geschlafen, und wenig gesprochen. Meine Frau hat natürlich gemerkt das etwas nicht stimmt, wenn ich den ganzen Tag in meinem Zimmer bleibe.
Aber Sie hat natürlich keine Ahnung, welche komplexen Überlegungen in mir abliefen.
Mittlerweile, ist das schlimmste vorbei, und jetzt da ich hier schreiben, weiß ich, das ich einen depressiven Rückfall erlitten habe, und alle einzelnen Dinge, die mir aufgefallen waren, für sich einzeln genommen, lediglich Zufälle, unbedeutsam oder unachtsam sind. Ich, bzw. mein "depressive Ich" hat daraus einen Angriff, eine abgesprochene Sache gemacht. "Ich werde schon bald erfahren, das ich wieder zu meinen Eltern geschickt werde!", so dachte ich.
So kann also aus tatsächlich völlig nichtigen Einzelheiten, unser immer nach Vernetzung prüfendes Gehirn, Vernetzungen vermuten, bzw. herstellen, wo gar keine sind.
Ich habe den Badezimmerschrank ausgeräumt, in dem meine ganzen Utensilien zusammen waren. Habe mich hier vor den PC gesetzt, und über alles nachgedacht, das Spitzer-Video gefunden, und alles überdacht. Es war eine ganz massive depressive Stimmung, die mich über Nacht (!) ergriffen hat. Mein Unterbewusstsein, hat also diese ganzen einzelnen Dinge zusammen gezogen, bewertet und daraus diese Story gebaut! Ich habe dazu keinen aktiven Denkprozess gehabt (!), es war alles "fertig" als ich aufgewacht war.
Wir Depressive grübeln ja viel, sehr viel, dadurch rauben wir uns, siehe Spitzer, der guten Entscheidungen. Wir "zer-denken" alles, bis nur noch etwas übrig bleibt, das gut ist, um sich schlecht zu fühlen!
Für mich wichtig zu wissen, so kann ich ggf. schon vorher reagieren, die Kleinigkeiten ausräumen und klären.
Uns sollte ich wieder in so eine Stimmung kommen, kann ich auch die Angehörigen jetzt schon einmal darauf vorbereiten!
Prof. Dr.Dr. Manfred Spitzer hat viel kluges zu diesem Thema gesagt, ein Beispiel,
http://www.youtube.com/watch?v=mVQ0tB2GygY
Gestern war mein 2ter Tag zuhause, nachdem meine Frau ja vorher die Beziehung beendet hatte, und wir dann glücklicherweise wieder zusammen gefunden haben. Wie ich in dem letzten Beitrag geschrieben habe, war und bin ich eigentlich super glücklich, denn die Beziehung kann neu wachsen. Alles OK?! Scheinbar nicht, lest selbst!
Gestern war der Tag, an dem unsere ältere Tochter mit Mann auch zu unserer kleinen Feierertagsrunde dazugekommen ist. Bei der schönen und lustigen Feier, zusammen mit der Oma, waren also 3 Generationen glücklich vereint. Wir hatten eine tollen 2ten Feiertag mit viel Spaß und Geselligkeit, Harmonie und Liebe, tollem Essen und sehr ausgesuchten persönlichen (und überhaupt nicht teuren) Geschenken!
Ich bin erst spät zu Bett, weil ich nicht müde war. Erst gegen 3 Uhr und habe bis 11:15 fest geschlafen. Nachdem ich aufgewacht war, hatte sich etwas verändert.
Ich fühlte mich unwohl, und war nicht gut "drauf". Mehrere Gedanken schwirrten in meinem Kopf, "was will Sie denn mit Dir", "Sie hat dich ja sowieso schon aus Ihrem Leben entfernt" etc.
Festgemacht habe ich das an dem tatsächlichen fehlen von "Lebenszeichen" von mir im gesamten Haus. Im lauf der letzten Monate (nicht erst seit ich ausgezogen bin), wurden "meine" Dinge zu Seite oder weggeräumt. Im Moment erinnert nichts an die Tatsache, das ich einmal in diesem Haus gelebt habe.
Außerdem hat meine Frau bisher noch nichts dazu gesagt, wie Sie sich die Beziehung weiter vorstellt. Ich bin also weiterhin "nur auf Urlaub" hier. Das kann man auch an solchen (bedeutsamen) Kleinigkeiten ablesen, dass JEDER einen Schlüssel zum Haus hat, außer mir. Ich hatte meinen Schlüssel absichtlich abgegeben, als ich ausgezogen bin, um meiner Frau zusätzliche Sicherheit zu geben. Ich könnte nicht einfach bei Tag oder Nacht in Das Haus kommen. Das war zu Ihrem Schutz gedacht, das es sich "gegen" mich richten könnte, habe ich nicht angenommen.
Im Netz gibt es eine Seite meiner Frau mit einem Bild, "meine Familie", auf dem ich nicht zu sehen bin.
Mein Unterbewusstsein, hat das ganz zielgerichtet aufgenommen, und daraus auf eine Trennung ("abservieren" stand hier vorher, das war aber nicht richtig, entstand aus dem ersten Stress, den ich mit der Situation hatte) geschlossen. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Habe den Tag über viel geschlafen, und wenig gesprochen. Meine Frau hat natürlich gemerkt das etwas nicht stimmt, wenn ich den ganzen Tag in meinem Zimmer bleibe.
Aber Sie hat natürlich keine Ahnung, welche komplexen Überlegungen in mir abliefen.
Mittlerweile, ist das schlimmste vorbei, und jetzt da ich hier schreiben, weiß ich, das ich einen depressiven Rückfall erlitten habe, und alle einzelnen Dinge, die mir aufgefallen waren, für sich einzeln genommen, lediglich Zufälle, unbedeutsam oder unachtsam sind. Ich, bzw. mein "depressive Ich" hat daraus einen Angriff, eine abgesprochene Sache gemacht. "Ich werde schon bald erfahren, das ich wieder zu meinen Eltern geschickt werde!", so dachte ich.
So kann also aus tatsächlich völlig nichtigen Einzelheiten, unser immer nach Vernetzung prüfendes Gehirn, Vernetzungen vermuten, bzw. herstellen, wo gar keine sind.
Ich habe den Badezimmerschrank ausgeräumt, in dem meine ganzen Utensilien zusammen waren. Habe mich hier vor den PC gesetzt, und über alles nachgedacht, das Spitzer-Video gefunden, und alles überdacht. Es war eine ganz massive depressive Stimmung, die mich über Nacht (!) ergriffen hat. Mein Unterbewusstsein, hat also diese ganzen einzelnen Dinge zusammen gezogen, bewertet und daraus diese Story gebaut! Ich habe dazu keinen aktiven Denkprozess gehabt (!), es war alles "fertig" als ich aufgewacht war.
Wir Depressive grübeln ja viel, sehr viel, dadurch rauben wir uns, siehe Spitzer, der guten Entscheidungen. Wir "zer-denken" alles, bis nur noch etwas übrig bleibt, das gut ist, um sich schlecht zu fühlen!
Für mich wichtig zu wissen, so kann ich ggf. schon vorher reagieren, die Kleinigkeiten ausräumen und klären.
Uns sollte ich wieder in so eine Stimmung kommen, kann ich auch die Angehörigen jetzt schon einmal darauf vorbereiten!
Prof. Dr.Dr. Manfred Spitzer hat viel kluges zu diesem Thema gesagt, ein Beispiel,
http://www.youtube.com/watch?v=mVQ0tB2GygY
... comment
sturmfrau,
Mittwoch, 28. Dezember 2011, 13:39
Möchten Sie meine ehrliche Meinung dazu wissen?
... link
3193e42,
Mittwoch, 28. Dezember 2011, 20:01
Liebe sturmfrau! :)
Unbedingt! ehrlich, ungeschminkt und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten. Bitte!
Unbedingt! ehrlich, ungeschminkt und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten. Bitte!
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sturmfrau,
Mittwoch, 28. Dezember 2011, 21:38
Mir war es wichtig, vorher zu fragen. Ich möchte nicht, dass Sie sich als Person irgendwie von mir kritisiert fühlen, denn das ist es nicht, was ich tun möchte. Im Gegenteil, ich möchte vorweg gern sagen, dass ich viele der Gefühle, die Sie schildern, gut kenne und meilenweit davon entfernt bin, sie irgendwie zu verurteilen. Das tun wir ja wahrscheinlich als Depressive auch schon ausgiebig selbst.
Ich finde es beinahe schmerzhaft, zu lesen, wie Sie die Situation quält. Denn nicht alles davon ist quasi hausgemachte, depressive Grübelei. Auf mich wirkt Ihre neue Situation wie die eines Bittstellers, und in einer solchen Lage sollten Sie nicht sein. Denn Sie sind selbst mehr wert als das. Ich lese ja immer wieder einmal bei Ihnen hinein, und es hat mich doch überrascht, was für eine Kehrtwende Ihre Frau gemacht hat. Und jetzt ist alles neu für Sie - Sie haben sich innerlich erst auf eine Trennung eingestellt, und nun ist da eine Liebe, die wiederbelebt werden soll...
Was Sie eigentlich in all dem innerlichen Trubel, den Umwälzungen und der Selbstbeobachtung nötig hätten, ist ein wirkliches Zuhause. Das kann ich aus eigener Erfahrung so sagen. Sie brauchen einen eigenen Ort, einen Platz zum Ausruhen, eine Schulter zum Anlehnen. Sie schreiben allerdings von Beobachtungen, die ihr Unbewusstes macht, von dem "Schlechten", das Sie als Depressiver sehen "wollen": Ihr Fehlen auf Familienfotos, der abgegebene und nicht wieder zurückerhaltene Schlüssel.
Es stimmt, man neigt dazu, als Depressiver schwarze Schleier über allem zu sehen. Dennoch sollten Sie das ernst nehmen. Denn in dem, was Sie (und übrigens ich selbst auch) wahrnehmen, steckt immer ein wahrer Kern, dem nachzugehen sich lohnt. Beispiel: Zur Zeit habe ich wieder so eine Brille auf. Unsere Freunde schlugen vor, an Silvester einige Folgen einer Fernsehserie zu sehen, die ich nicht so lustig finde, der Rest der Runde aber schon. Ich sprach mit meinem Mann drüber und sagte ihm, dass ich die eigentlich nicht sehen möchte, aber eben auch nicht (wörtlich) "...schon wieder die Spaßbremse..." sein wolle. Ich weiß im Grunde meines Herzens, dass unsere Freunde mich nicht so sehen und dass in unserer Freundschaft Platz ist für unterschiedliche Geschmäcker, und dass man sich darauf einigen kann, etwas zu sehen, was uns allen gefällt. Aber da ist eben auch noch dieser andere Aspekt in mir, der unbedingte Anpassung verlangt, es mir verbietet, meine eigenen Wünsche und Kritik zu äußern. Ich bin vorsichtig, vorsichtig, vorsichtig und höre dabei lieber auf, selbst zu leben, als dass ich die Gefahr eingehe, Ablehnung durch andere zu erfahren. Wenn man das weiß und ernst nimmt, dann wird vieles klarer.
Ich wollte jetzt keine Bandwurmgeschichten von mir erzählen, aber das Beispiel führt mich zu dem zurück, was ich zwischen den Zeilen Ihrer Schilderung lese. Sie sind jetzt - beinahe wie ein auf Bewährung entlassener Sträfling - wieder in ihrem alten Zuhause, bei Ihrer Frau und Familie. Jetzt soll alles wieder gut werden. Was sie verletzt und möglicherweise auch kränkt, sprechen Sie nicht an (so wie ich mich nicht traue, meinen abweichenden Filmgeschmack kundzutun). Ich finde es vollkommen verständlich, dass es sie verletzt, wenn Sie keine Dinge von sich im Haushalt fanden - schon vor Ihrem Weggang. Es ist legitim, sich zu ärgern, wenn alle anderen einen Schlüssel zu Ihrem eigenen Hause haben, nur Sie nicht. Es tut weh, Bilder zu sehen, auf denen man nicht mehr wie selbstverständlich Teil dieser Familie ist. Verletzung, Ärger, Schmerz und möglicherweise auch Wut spielen sich da ab, und das sind keine "schlechten Gedanken", die sie sich ausdenken, weil Sie so gern depressiv sind, sondern ganz normale Gefühle, die ausgedrückt werden sollten. Aber sie sind so brisant, dass Sie das lieber nicht tun, weil jemand Sie Ihnen absprechen, sie nicht in Ordnung finden könnte oder gar mit Ihnen darüber in einen Streit kommen könnte. Dabei ist es Ihnen doch so wichtig, mit Ihrer Frau jetzt alles richtig zu machen... Was für ein Dilemma. Da kann man sich ja nur noch in die Stille zurückziehen, denn Sie haben ja nur noch die Wahl, sich selbst untreu zu werden oder Ablehnung zu erfahren.
Sie schreiben, Sie gaben den Schlüssel bei Ihrem Auszug Ihrer Frau zu ihrem Schutz, aber Sie sind depressiv, kein Monster. Wenn Sie es ernst meint, dann wird sie Ihnen die Bitte nach der Rückgabe des Schlüssels nicht absprechen. Sie wird, wenn sie Sie tatsächlich liebt, kein Wohlverhalten abringen, sie wird keinen netten, verträglichen, allzeit gesprächsbereiten Mann erwarten, sondern für Sie da sein wollen. Kann sie das, will sie das? Denn nicht Sie sind derjenige, der sein Verhalten korrigieren muss, um wieder in die liebenden Arme dieser Familie aufgenommen werden zu dürfen. Damit verbiegen Sie sich. Sie brauchen einen Raum, in dem Sie so sein dürfen können, wie Sie sind. Das ist es, was man unter Liebe versteht - den anderen respektvoll anzunehmen, wie er ist. Aber das, was Sie wahrnehmen, ist eine enorme Unsicherheit. Sie sind "auf Urlaub" da, auf Probe, auf Vorbehalt. Sie möchten "schon vorher reagieren", um zu vermeiden, dass man Sie "zu den Eltern zurückschickt".
Sie wirken so hilflos, beinahe wie ein kleiner Junge, ein Waisenkind, das spürt, dass es auf die Gnade anderer Menschen angewiesen ist. So ein kleines Mädchen gibt es in meinem Leben auch, und ich habe erst nach und nach begriffen, wie endlos verloren dieses Kind wirklich ist. Es ist, als hätten Sie keinen Einfluss darauf, wann die Gnade, das Wohlwollen der anderen endet, und Sie tun trotzdem alles, damit das nicht der Fall ist. Aber das ist ein übermenschliches Vorhaben, das kann weder gelingen, noch tut es Ihnen gut. Im Gegenteil, es wird immer mehr an die Substanz gehen, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die anderen richten und darauf, was Sie tun können, um "länger bleiben zu dürfen". Sie verlieren sich. Ob es gut genug ist, was Sie tun, und ob Ihre Bemühungen ausreichend sein werden, ist immer Auslegungssache anderer.
Machen Sie Dinge verkehrt. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Nicht mit Absicht, um andere zu ärgern. Sondern als Tribut an Ihre Menschlichkeit und Ihr Recht, so geliebt zu werden, wie Sie sind. Sprechen Sie über Ihre Bedürfnisse und Gefühle, wenn Sie das können - es ist das Ehrlichste, das Sie Ihrer Frau gegenüber tun können und daher möglicherweise auch die einzige Basis dafür, dass sie Sie versteht und dass Sie sich gegenseitig vertrauen können. Und vor allem: Nehmen Sie sich selbst ernst. Es gibt kein einziges Gefühl, das einfach so auftaucht. Es hat alles einen Sinn.
Es ist ein guter Anfang, zu sagen: "Ich fühle mich...!" In ihrem Fall vielleicht: "Ich fühle mich verletzt, weil das hier auf mich wirkt, als habe ich keinen Platz bei Euch. Ist das so?" Nur so werden Sie erfahren, was die anderen fühlen, nur so können Sie relativieren, nur so können Sie gemeinsam etwas ändern. Machen Sie sich nicht besser, machen Sie sich echter.
Das ist, was aus meinem eigenen Erfahrungsschatz dazu zu sagen ist. Ich hoffe, es ist Ihnen hilfreich. Alles Gute!
Ich finde es beinahe schmerzhaft, zu lesen, wie Sie die Situation quält. Denn nicht alles davon ist quasi hausgemachte, depressive Grübelei. Auf mich wirkt Ihre neue Situation wie die eines Bittstellers, und in einer solchen Lage sollten Sie nicht sein. Denn Sie sind selbst mehr wert als das. Ich lese ja immer wieder einmal bei Ihnen hinein, und es hat mich doch überrascht, was für eine Kehrtwende Ihre Frau gemacht hat. Und jetzt ist alles neu für Sie - Sie haben sich innerlich erst auf eine Trennung eingestellt, und nun ist da eine Liebe, die wiederbelebt werden soll...
Was Sie eigentlich in all dem innerlichen Trubel, den Umwälzungen und der Selbstbeobachtung nötig hätten, ist ein wirkliches Zuhause. Das kann ich aus eigener Erfahrung so sagen. Sie brauchen einen eigenen Ort, einen Platz zum Ausruhen, eine Schulter zum Anlehnen. Sie schreiben allerdings von Beobachtungen, die ihr Unbewusstes macht, von dem "Schlechten", das Sie als Depressiver sehen "wollen": Ihr Fehlen auf Familienfotos, der abgegebene und nicht wieder zurückerhaltene Schlüssel.
Es stimmt, man neigt dazu, als Depressiver schwarze Schleier über allem zu sehen. Dennoch sollten Sie das ernst nehmen. Denn in dem, was Sie (und übrigens ich selbst auch) wahrnehmen, steckt immer ein wahrer Kern, dem nachzugehen sich lohnt. Beispiel: Zur Zeit habe ich wieder so eine Brille auf. Unsere Freunde schlugen vor, an Silvester einige Folgen einer Fernsehserie zu sehen, die ich nicht so lustig finde, der Rest der Runde aber schon. Ich sprach mit meinem Mann drüber und sagte ihm, dass ich die eigentlich nicht sehen möchte, aber eben auch nicht (wörtlich) "...schon wieder die Spaßbremse..." sein wolle. Ich weiß im Grunde meines Herzens, dass unsere Freunde mich nicht so sehen und dass in unserer Freundschaft Platz ist für unterschiedliche Geschmäcker, und dass man sich darauf einigen kann, etwas zu sehen, was uns allen gefällt. Aber da ist eben auch noch dieser andere Aspekt in mir, der unbedingte Anpassung verlangt, es mir verbietet, meine eigenen Wünsche und Kritik zu äußern. Ich bin vorsichtig, vorsichtig, vorsichtig und höre dabei lieber auf, selbst zu leben, als dass ich die Gefahr eingehe, Ablehnung durch andere zu erfahren. Wenn man das weiß und ernst nimmt, dann wird vieles klarer.
Ich wollte jetzt keine Bandwurmgeschichten von mir erzählen, aber das Beispiel führt mich zu dem zurück, was ich zwischen den Zeilen Ihrer Schilderung lese. Sie sind jetzt - beinahe wie ein auf Bewährung entlassener Sträfling - wieder in ihrem alten Zuhause, bei Ihrer Frau und Familie. Jetzt soll alles wieder gut werden. Was sie verletzt und möglicherweise auch kränkt, sprechen Sie nicht an (so wie ich mich nicht traue, meinen abweichenden Filmgeschmack kundzutun). Ich finde es vollkommen verständlich, dass es sie verletzt, wenn Sie keine Dinge von sich im Haushalt fanden - schon vor Ihrem Weggang. Es ist legitim, sich zu ärgern, wenn alle anderen einen Schlüssel zu Ihrem eigenen Hause haben, nur Sie nicht. Es tut weh, Bilder zu sehen, auf denen man nicht mehr wie selbstverständlich Teil dieser Familie ist. Verletzung, Ärger, Schmerz und möglicherweise auch Wut spielen sich da ab, und das sind keine "schlechten Gedanken", die sie sich ausdenken, weil Sie so gern depressiv sind, sondern ganz normale Gefühle, die ausgedrückt werden sollten. Aber sie sind so brisant, dass Sie das lieber nicht tun, weil jemand Sie Ihnen absprechen, sie nicht in Ordnung finden könnte oder gar mit Ihnen darüber in einen Streit kommen könnte. Dabei ist es Ihnen doch so wichtig, mit Ihrer Frau jetzt alles richtig zu machen... Was für ein Dilemma. Da kann man sich ja nur noch in die Stille zurückziehen, denn Sie haben ja nur noch die Wahl, sich selbst untreu zu werden oder Ablehnung zu erfahren.
Sie schreiben, Sie gaben den Schlüssel bei Ihrem Auszug Ihrer Frau zu ihrem Schutz, aber Sie sind depressiv, kein Monster. Wenn Sie es ernst meint, dann wird sie Ihnen die Bitte nach der Rückgabe des Schlüssels nicht absprechen. Sie wird, wenn sie Sie tatsächlich liebt, kein Wohlverhalten abringen, sie wird keinen netten, verträglichen, allzeit gesprächsbereiten Mann erwarten, sondern für Sie da sein wollen. Kann sie das, will sie das? Denn nicht Sie sind derjenige, der sein Verhalten korrigieren muss, um wieder in die liebenden Arme dieser Familie aufgenommen werden zu dürfen. Damit verbiegen Sie sich. Sie brauchen einen Raum, in dem Sie so sein dürfen können, wie Sie sind. Das ist es, was man unter Liebe versteht - den anderen respektvoll anzunehmen, wie er ist. Aber das, was Sie wahrnehmen, ist eine enorme Unsicherheit. Sie sind "auf Urlaub" da, auf Probe, auf Vorbehalt. Sie möchten "schon vorher reagieren", um zu vermeiden, dass man Sie "zu den Eltern zurückschickt".
Sie wirken so hilflos, beinahe wie ein kleiner Junge, ein Waisenkind, das spürt, dass es auf die Gnade anderer Menschen angewiesen ist. So ein kleines Mädchen gibt es in meinem Leben auch, und ich habe erst nach und nach begriffen, wie endlos verloren dieses Kind wirklich ist. Es ist, als hätten Sie keinen Einfluss darauf, wann die Gnade, das Wohlwollen der anderen endet, und Sie tun trotzdem alles, damit das nicht der Fall ist. Aber das ist ein übermenschliches Vorhaben, das kann weder gelingen, noch tut es Ihnen gut. Im Gegenteil, es wird immer mehr an die Substanz gehen, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die anderen richten und darauf, was Sie tun können, um "länger bleiben zu dürfen". Sie verlieren sich. Ob es gut genug ist, was Sie tun, und ob Ihre Bemühungen ausreichend sein werden, ist immer Auslegungssache anderer.
Machen Sie Dinge verkehrt. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Nicht mit Absicht, um andere zu ärgern. Sondern als Tribut an Ihre Menschlichkeit und Ihr Recht, so geliebt zu werden, wie Sie sind. Sprechen Sie über Ihre Bedürfnisse und Gefühle, wenn Sie das können - es ist das Ehrlichste, das Sie Ihrer Frau gegenüber tun können und daher möglicherweise auch die einzige Basis dafür, dass sie Sie versteht und dass Sie sich gegenseitig vertrauen können. Und vor allem: Nehmen Sie sich selbst ernst. Es gibt kein einziges Gefühl, das einfach so auftaucht. Es hat alles einen Sinn.
Es ist ein guter Anfang, zu sagen: "Ich fühle mich...!" In ihrem Fall vielleicht: "Ich fühle mich verletzt, weil das hier auf mich wirkt, als habe ich keinen Platz bei Euch. Ist das so?" Nur so werden Sie erfahren, was die anderen fühlen, nur so können Sie relativieren, nur so können Sie gemeinsam etwas ändern. Machen Sie sich nicht besser, machen Sie sich echter.
Das ist, was aus meinem eigenen Erfahrungsschatz dazu zu sagen ist. Ich hoffe, es ist Ihnen hilfreich. Alles Gute!
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3193e42,
Samstag, 31. Dezember 2011, 03:08
Liebe sturmfrau,
komme erst jetzt dazu, Ihren Beitrag zu lesen. Wie wahr, was Sie schreiben. Sehr scharfsinnig!
Vielen Vielen Dank dafür, ich werde es beherzigen.
komme erst jetzt dazu, Ihren Beitrag zu lesen. Wie wahr, was Sie schreiben. Sehr scharfsinnig!
Vielen Vielen Dank dafür, ich werde es beherzigen.
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